This content is blocked due to privacy reasons, you need to allow the use of cookies.
This content is blocked due to privacy reasons, you need to allow the use of cookies.

Der Rückblick auf die Olympischen Spiele in Paris macht deutlich, wie entscheidend Mut, Disziplin und Ausdauer sein können. Welche wertvollen Erkenntnisse und Erfahrungen der Athlet:innen können in die Arbeitswelt übertragen werden?

Engagierte Selbstkontrolle, Entschlossenheit und die Fähigkeit, kontinuierlich an seine Grenzen zu gehen – für einige Athlet:innen erfüllt sich der große Traum des Olympiasieges und verhilft der ein oder anderen Sportart zeitgleich zu aussergewöhnlicher Beliebtheit: Sportklettern.

„Das ist mein Olympia-Moment“, meldete eine Klientin vor kurzem an der Boulderwand zurück. Der Gegner: ein tiefer Tritt an der Ecke eines „Gleichgewichts-Boulders“ der nur mit großer Präzision und Kraft erreicht werden kann. Einen vergleichbaren Moment gab es auch bei Olympia im Boulderfinale der Frauen. Die Aussage konnte ich erst nicht zuordnen, bis meine Klientin voller Begeisterung ihren „Goldmedaillen“ Tritt erreichte und mich aufklärte. Ich hatte das Finale zwar gesehen, war dennoch überrascht über die Faszination, die meine Klientin dem Format entgegenbrachte. Sie hatte erst vor kurzem mit dem Bouldersport begonnen.

Und wieder einmal fühlte ich mich darin bestätigt, dass Sport, und in meinem Fall insbesondere der Klettersport, eine unfassbar wertvolle und vergleichslose Wirkkraft in der Persönlichkeitsentwicklung, wie auch Stärkung der seelischen Gesundheit darstellt.
Meine Klientin, die bisher nur wenige Stunden an der Boulderwand verbracht hatte, erlebte eine tiefgreifende Faszination für diesen Sport. Ihre persönlichen Erfolgserlebnisse ermöglichten es ihr, ihre Grenzen zu erweitern und buchstäblich über sich hinauszuwachsen. Ihre Begeisterung war so groß, dass sie nun eine Sportart im Olympia-Stream verfolgte, von der sie vor einigen Wochen noch unsicher war, ob sie dafür überhaupt „geeignet“ sei.

Fotocredit by Edzard Probst

Die unterschätzte Gefahr am Arbeitsplatz
Meine Klientin kam mit der Diagnose Burnout zu mir – eine häufige Ursache für Langzeiterkrankungen und erhebliche wirtschaftliche Einbußen. Burnout ist nicht nur eine der Hauptursachen für lange Fehlzeiten, sondern verursacht auch erhebliche Ausgaben für Unternehmen durch Produktivitätsverluste und hohe Krankheitskosten. Die Erkrankung führt oft zu einer signifikanten Reduzierung der Arbeitsleistung und erhöht den Bedarf an langfristigen Krankheitsvertretungen. Die finanziellen Belastungen für Unternehmen können durch erhöhte Rekrutierungskosten, verlorene Arbeitszeit und zusätzliche Schulungen für neue Mitarbeiter weiter steigen. Darüber hinaus beeinträchtigt Burnout auch die Mitarbeiterzufriedenheit und -bindung, was zu höheren Fluktuationsraten und weiteren finanziellen Einbußen führt. Die Gesamtkosten von Burnout sind somit nicht nur ein unmittelbares wirtschaftliches Problem, sondern auch ein langfristiges strategisches Risiko für die Unternehmensstabilität und -entwicklung.

Die Herausforderungen der modernen Arbeitswelt
Da macht es wenig Hoffnung, wenn man sich darüber im Klaren wird, dass die Anforderungen im Berufsleben in den nächsten Jahren voraussichtlich noch anspruchsvoller werden, als sie es ohnehin bereits sind. Ein wesentlicher Grund dafür wird der demografische Wandel sein, der schon jetzt zu einem Mangel an Fachkräften führt. Aber auch der steigende Wissenszuwachs, die Digitalisierung und Globalisierung verändern die Zukunft der Arbeit enorm und stellen neue herausfordernde Trends dar, die entscheidend für den Organisationserfolg sein und gleichzeitig eine höhere Stresstoleranz einfordern werden.

Diese Dynamik kann dazu führen, dass sich viele Menschen überfordert fühlen und das Gefühl haben, unter Druck zu stehen. Unternehmen stehen daher vor der Aufgabe, ihre Geschäftsmodelle neu auszurichten, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Diese Notwendigkeit bringt schwierige Entscheidungen mit sich, und es ist essenziell, die nächste Generation dabei angemessen einzubeziehen.

Fotocredit by Edzard Probst

Stärken stärken
Wie das gelingen kann, zeigt einmal mehr die Parallele zum Leistungssport: Die Athlet:innen werden nach ihren Stärken und Talenten eingesetzt. Die letzten olympischen Spiele haben den Klettersport in die Kategorien „Speedklettern“ und „Bouldern“ geteilt – eine Entscheidung, die vielen Sportkletter:innen die Chance genommen hat, in ihren Stärken zu performen. Denn Speedklettern ist eine ganz spezielle Form des Klettersports, die man nicht Pauschal als „allgemeinen Vertreter“ bezeichnen kann. Entsprechend gross war der Missmut der Athlet:innen. Diese Fehlentscheidung hat man in den diesjährigen olympischen Spielen korrigiert und den Sportler:innen somit die Möglichkeit gegeben, sich auf ihre Stärken zu konzentrieren und eine echte Performance hinzulegen.

Für meine Klientin bedeutete dies, sich auf die Routen zu konzentrieren, in denen sie sich wohlfühlte, und ihr den Mut gaben, ihre Komfortzone zu verlassen und ihre Grenzen auszutesten. In der Therapie hilft dieser Ansatz, den eigenen Selbstwert zu stärken und den Fokus auf persönliche Ziele zu richten, anstatt sich von möglichen Niederlagen entmutigen zu lassen.

Diese Herangehensweise mag für viele Unternehmen ungewohnt erscheinen, doch die Fokussierung auf die Stärken von Mitarbeitenden kann erhebliche Vorteile bringen. In der psychotherapeutischen Arbeit wie auch in der Persönlichkeitsentwicklung zeigt sich, dass das Erkennen und Fördern von Stärken entscheidend ist. Jedes Umfeld bietet Chancen zum Lernen, und es ist wichtig, diese Chancen nicht nur aufzuzeigen sondern auch zu nutzen, um die eigene Leistung zu verbessern.

Fotocredit by Philipp Bachhuber

Werte & Selbstbewusstsein
Zwei Schlüsselfaktoren für den Aufbau von Stärken sind Werte und Selbstbewusstsein. Beide können mit der Zeit entwickelt werden. Es geht nicht um eine grundlegende Veränderung der Persönlichkeit, sondern um eine Anpassung der Einstellung und des Fokus. Wer sich in einer Rolle befindet, die überfordert, erfährt oft Verbitterung. Wer Tätigkeiten nachgeht, die nicht den eigenen Werten entsprechen, spürt bald Widerstand und Resignation. Bleibt man sich selbst treu und vermeidet dabei zeitgleich  „falsche Vergleiche“ steigt automatisch auch das Selbstbewusstsein. Der entscheidende Schritt dabei ist, die eigenen Stärken zu erkennen und entsprechend nach ihnen zu handeln. Auch und insbesondere in der Rolle als Führungskraft.

Für meine Klientin bedeutete das letztlich den Wechsel des Arbeitgebers, um sich auf die Suche nach einer Umgebung zu machen, in der ihre Stärken wertgeschätzt werden. Nach wie vor unterstütze ich sie dabei, ihr Selbstbewusstsein zu stärken und zu erkennen, dass der richtige Arbeitgeber bereits auf ihre Bewerbung wartet.

Fazit
Die Erfahrungen aus dem Profisport zeigen, wie wichtig Mut, Disziplin und das Fokussieren auf eigene Stärken für den Erfolg sind. In der Arbeitswelt bedeutet das, Mitarbeitende nach ihren Talenten einzusetzen, um Burnout vorzubeugen und die Leistung zu steigern. Die Herausforderungen der modernen Arbeitswelt, wie der demographische Wandel und die Digitalisierung, erfordern eine stärkenorientierte Führung und ein klares Wertebewusstsein. Wer seine Stärken erkennt und gezielt nutzt, kann sowohl persönliche wie auch berufliche Herausforderungen erfolgreich meistern.

Quellen: 
Buckingham M., Clifton, D. O. (2014) „Entdecken Sie Ihre Stärken jetzt!“ (Limitierte Sonderausgabe). Frankfurt am Main: Campus.
Schermuly, C. C. (2019) „New Work – Gute Arbeit gestalten“ (2. Aufl.). Freiburg: Haufe.

Heilpraktikerin für Psychotherapie Dozentin für klinische Psychologie Klettertherapeutin Luftfahrttrainerin Speakerin, Coachin

Visit Website

Write a comment

Diese Homepage nutzt cookies. Weitere Informationen hierzu finden sich in den